Alta Via dell'Adamello [ 31.08. – 08.09.2019 ]
Entlang der Grenze zwischen den italienischen Regionen Lombardei und Trentino-Südtirol führt dieser Höhenweg durch die bei uns wenig bekannte Adamello-Gruppe. Bis zum Ersten Weltkrieg verlief hier die damals hart umkämpfte Grenze zwischen Österreich-Ungarn und Italien; unterwegs findet man noch häufig Relikte aus dieser Zeit. Teilweise folgt auch der Weg den während des Ersten Weltkrieges extra angelegten Pfaden.
[ Landkarte mit den Tagesetappen ]
Wir starten in Bagolino, einem kleinen Bergdorf, das wir von Brescia aus in einer zweistündigen Busfahrt erreicht haben. Zunächst durch Wald, dann über Almwiesen geht es zügig bergauf, bis wir auf dem Gipfel des 2151 m hohen Monte Telegrafo stehen. Da für den Nachmittag Gewitter vorhergesagt sind, können wir uns leider keine längere Rast gönnen, sondern eilen weiter. Unser heutiges Ziel, Gaver, erreichen wir mit den ersten Regentropfen.
Im Dauerregen des nächsten Tages loszugehen kostet einige Überwindung, aber wir haben keine Wahl, wenn wir unseren Zeitplan einhalten wollen. Der Weg führt taleinwärts bis zum Blumone-Biwak, wo wir uns kurz unterstellen können, dann kommt mit dem Passo del Termine ein erster kleinerer Übergang. Der Regen lässt langsam nach, und am zweiten - höheren Übergang - dem Passo Brescia, ist es fast schon trocken. Über Blockgelände steigen wir von dort zum nur wenig tiefer gelegenen Rifugio Maria e Franco ab.
Wolkenlos zeigt sich der folgende Tag. Wir wandern auf angenehmem Weg zum etwa 200 m tiefer liegenden Passo di Campo, von dem man eine herrliche Aussicht auf die in der Ferne liegenden Berge der Bernina-Gruppe und das Monte-Disgrazia-Gebiet hat. Tief unter uns liegt der Lago d'Arno, einer der vielen Stauseen des Gebiets. Wieder ein Stück aufwärts zum Passo Ignaga, ab da führt der Weg etwa einen Kilometer auf 2500 m Höhe am Grat entlang, teilweise knapp unterhalb des Grats westseitig, teilweise direkt auf dem Grat, dort dann ostseitig durch Steinmauern geschützt. Eine typische Verteidigungsanlage des Ersten Weltkriegs. Ein schmaler Pfad am Hang entlang mit einigen Kletterstellen bringt uns schließlich ins malerische Val Adamè, wo wir im Rifugio Baita Adamè über Nacht bleiben.
Bei wiederum exzellentem Wetter steht uns nun die wohl anstrengendste Tagesetappe bevor. Über den Passo di Poia zum Rifugio Prudenzini und weiter über den Passo Miller zum Rifugio Gnutti. Beide Pässe fordern uns mit längeren unwegsamen Blockpassagen, in denen die Gesteinsblöcke Dimensionen aufweisen, wie wir sie auf früheren Treks noch nicht erlebt hatten. Wir sind dennoch so früh am Rifugio Gnutti, dass wir gleich noch eine Stunde weiter gehen und stattdessen im Rifugio Baitone übernachten.
Mit dem 2880 m hohen Passo di Premassone wartet am nächsten Tag der höchste Übergang der Tour auf uns. Wieder längere Strecken unwegsame Blöcke und im Abstieg nach dem Pass ausgesetztes aber gut versichertes Abklettern an einer Steilwand entlang. Über steiles Wiesengelände kommen wir dann zum Stausee Lago Pantano, hinter dem sich die Nordwestwand des Adamello über dem fast verschwundenen Avio-Gletscher erhebt. Noch eine letzte steile Scharte müssen wir übersteigen, die Bocchetta del Pantano, dann haben wir das Rifugio Garibaldi erreicht.
Am folgenden Morgen ist es kühler geworden und es hat gleichmäßiger Dauerregen eingesetzt.
Daher verwerfen wir unseren ursprünglichen Plan, über den Passo Gole Larghe
zur Aviolo-Hütte zu gehen, und steigen stattdessen nach Temù ab. Eine gute Entscheidung,
denn als wir am nächsten Tag zurück schauen, sehen wir, dass bis auf etwa 2000 m herunter Schnee liegt...
So machen wir zum Abschluss nur noch einen Halbtages-'Spaziergang'
nach Vezza d'Oglio und fahren von dort mit Bus und Bahn nach Brescia.