Hüttentour durch die Schladminger Tauern  [ 17. – 24.07.2022 ]

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Seenlandschaft Klafferkessel

Auf einer achttägigen Trekkingrunde wanderten wir in diesem Jahr durch die Schladminger Tauern, eine bei uns wenig bekannte Gebirgsgruppe in den Zentralen Ostalpen. Nach coronabedingter Hüttenabstinenz in den vergangenen beiden Jahren übernachteten wir diesmal wieder wie gewohnt auf Berghütten und Almen, ersparten uns so lange und umständliche abendliche Abstiege und morgendliche Aufstiege zwischen Höhenwegen und Talorten.

[ Landkarte mit den Tagesetappen ]

Die Schladminger Tauern liegen zwischen Ennstal und Murtal in den österreichischen Bundesländern Salzburg und Steiermark. Sie gehören zur größeren Gebirgsgruppe der Niedern Tauern, wobei ›nieder‹ keineswegs bedeutet, dass die Höhenunterschiede dort vernachlässigbar wären. Denn die kleinen Seitentäler zu Enns und Mur sind tief eingeschnitten und die höchsten Berge dort sind ähnlich hoch wie die höchsten in den deutschen Alpen. Allerdings liegen sie meist versteckt im Hinterland und sind daher weniger prominent als beispielsweise der die gegenüberliegende Seite des Ennstals beherrschende Dachstein mit seiner markant aufragenden Südwand. Die Region zählt zu den wasserreichsten Gebieten Österreichs, laut Schladming-Werbung gibt es dort 300 Bergseen, 1.000 Quellen und 100 Wasserfälle. Wir hatten allerdings Glück und blieben auf unserer Tour weitgehend vor Niederschlägen verschont.

Von Schladming über den Hochwurzen-Höhenweg zu den Giglachseen Wir starten in Schladming, fahren zunächst mit der Bergbahn auf die Hochwurzen, einen der Schladminger Skiberge. Der Berg ist heute – Sonntag und ideales Sommerwetter – gut besucht; aber es wird glücklicherweise mit zunehmendem Abstand von der Bergbahn einsamer. Von der Bergstation geht es in stetem sanften Auf und Ab südwärts auf dem Höhenzug zwischen Preuneggtal und Obertal. Der Weg führt zunächst durch lichten Lärchen- und Zirbenwald, im höheren Bereich dann über freies Almgelände. Die Gipfel unterwegs liegen teilweise direkt auf dem Weg wie Roßfeld und Guschen, teilweise erreichen wir sie über kurze Umwege wie Hochfeld und Schiedeck. Am Schiedeck ist dann auch der höchste Punkt des Tages erreicht, an kleineren Seen vorbei führt die Tour von dort durch felsendurchsetztes Gelände wieder bergab bis zur Ignaz-Mattis-Hütte am Unteren Giglachsee.

Über die Rotmandlspitze zur Keinprechthütte und weiter zur Landawirseehütte Vom Unteren Giglachsee wandern wir durch Almgelände gemächlich aufwärts ins Vetternkar. Dort wird das Gelände steiler, und wir steigen auf schmalem Zickzackpfad zum Gipfel der Rotmandlspitze hoch. Eine phantastische Aussicht auf die jenseits des Ennstals liegenden Gipfel des Dachsteinmassivs belohnt uns da für die Aufstiegsmühen. Nicht ganz so steil, dafür recht ›steinreich‹ ist der Abstieg von der Rotmandlspitze zur Krukeckscharte. Von dort führt ein guter Bergweg zur Keinprechthütte, auf der wir uns eine kurze Mittagsrast gönnen. Der Weiterweg zur Landawirseehütte umgeht in einem weiten Bogen das Obertal, um möglichst wenig Höhe zu verlieren, verläuft dann durch blühende Bergwiesen an der Ostseite des Obertals entlang aufwärts zur Trockenbrotscharte. Von da ist schon unser Ziel, die Landawirseehütte, zu sehen, die dann über Almwiesen auch rasch erreicht ist.

Von der Landawirseehütte über Gollingscharte und Hochgolling zur Gollinghütte Auf dem Hüttenweg rund 200 Höhenmeter talwärts, dann zweigt der Weg in die Gollingscharte ab. Zunächst noch durch freundliches Grün, dann wird es nach und nach felsiger und steinig. Die Scharte ist ein beliebter Rastplatz, die Leute diskutieren über den Abstecher zum Gipfel, zwei Frauen gehn ein Stück, kehren dann wieder um. Und wir, wollen wir? Natürlich! Wir lassen Ballast zurück und gehen los. Der Weg ist zwar recht ausgesetzt, aber gut und sicher zu gehen. Er führt zunächst ohne großen Höhengewinn an der Westflanke entlang, dann wird's steiler, meist Schotter und Blöcke, dazwischen auch ein paar Stellen im Fels, an denen die Hände ganz hilfreich sind. Keinerlei Seilversicherungen, lediglich an einer senkrechten Wand ein paar Eisenklammern als Steighilfe. Die letzten Meter geht es oben auf dem Grat entlang, dann haben wir den Gipfel erreicht, mit 2862 m der höchste der Niederen Tauern. Wir genießen die weite Aussicht und die verdiente Pause, machen uns dann an den Abstieg und haben bald wieder die Gollingscharte erreicht. Der ostseitige Wanderweg von der Scharte ins Tal ist steil und steinig, für manche der Wanderer, die wir unterwegs überholen, offensichtlich etwas beschwerlich. Am Talboden erwartet uns der Gollingwinkel, laut Bergwelten ›einer der schönsten Talabschlüsse der Alpen‹. Eine malerische üppig grüne Wiese, die ringsum von hohen Bergen umgeben ist. Die imposante Golling-Nordwand ragt hier fast 1200 m in die Höhe. Wir nehmen uns Zeit dafür, zur Gollinghütte sind es schließlich nur noch ein paar Minuten.

Über Greifenberg und Klafferkessel ins Putzental Von der Gollinghütte wandern wir auf schmalem Bergpfad an der steilen Talflanke in die Höhe. Über Geländestufen und Felsschultern kommen wir zum Greifenbergsattel, an dem mit dem Sattelsee der höchstgelegene See der Schladminger Tauern liegt. Noch ein Stück fast wegloser Schotter, dann sind wir am Greifenberg-Gipfel. Die Aussicht dort ist überwältigend – im Südwesten die mächtige Nordwand des Hochgolling, im Nordosten unter uns der Klafferkessel mit seinen zahllosen türkisen und tiefblauen Seen, dahinter weitere Berggipfel wie Waldhorn und Hochwildstelle. Vom Gipfel geht es durch brüchiges Gelände, teils seilversichert, zur Oberen Klafferscharte, von dort in steilen Kehren in den Klafferkessel. Am Oberen Klaffersee verlassen wir den von der Gollinghütte zur Preintaler Hütte führenden Hauptweg und steigen auf zwar gut markiertem aber offensichtlich sehr wenig begangenem Wanderweg zur Breiten Scharte hoch. Der Weiterweg durch mit hohem Gras bewachsene Schotterfelder ist zunächst etwas beschwerlich; schließlich erreichen wir über Almgelände den Angersee, wo uns ein paar neugierige Kühe erwarten. Noch ein letzter Anstieg zur Kaiserscharte, dann müssen wir ›nur noch‹ ins Tal. Über viel Schotter, dann durch üppige Almwiesen, zuletzt auf gut gepflegtem Wanderweg durch Latschen- und Lärchenwald steigen wir zur Putzentalalm ab. Auf der Alm gibt's viele Kleintiere zu sehen, somit ist sie ein beliebtes Ziel für Tagesgäste, die vom nächstgelegenen Parkplatz hochwandern. Am Abend ist es angenehm ruhig, außer uns übernachten nur ein paar andere Weitwanderer.

Tagestour im hinteren Putzental – Schöneck und Lemperkarsee Mit leichtem Rucksack steigen wir zunächst auf steilem Bergpfad durch den Bergwald am Talschluss des Putzentals in die Höhe. Knapp oberhalb der Baumgrenze öffnet sich ein Hochtal, in dem die Jungrinder der Alm weiden. Der Weiterweg führt über Almwiesen am Bach entlang, am Ende des Hochtals wird's dann wieder ein wenig steiler. Als wir höher kommen, steigen hinter unserem Tagesziel, dem Schöneck, dunkle Wolken bedrohlich empor, erste Anzeichen des für den frühen Nachmittag vorhergesagtem Gewitters. So verzichten wir auf den Gipfel und kehren lieber um. Das Gewitter lässt sich allerdings noch etwas Zeit, daher können wir uns einen Abstecher zum idyllisch gelegenen Lemperkarsee leisten und sind trotzdem früh genug auf der Alm zurück. Eine Viertelstunde später tobt ein heftiger Gewitterschauer . . .

Putzentalalm – Rettingscharte – Preintaler Hütte Am nächsten Tag hat sich die Wetterlage wieder entspannt, einzig die Luftfeuchtigkeit ist noch merklich erhöht und die letzten Wolken hängen träge überm Tal. Wir wandern auf dem Almweg talwärts bis zum Schwarzensee, dem größten See der Schladmiger Tauern. Von da geht es stetig steil bergauf – durch Wald, regennasse Almwiesen und zuletzt über Schotterfelder – zur 1200 Meter höher liegenden Rettingscharte. Steil und steinreich ist auch der Abstieg von der Scharte ins Sonntagskar zu den beiden dort eingebetteten Seen. Im Oberen Sonntagskarsee gönnen wir uns ein kurzes erfrischendes Bad, dann machen wir uns an den restlichen Abstieg zur Preintaler Hütte.

Durch die Neualmscharte zur Hans-Wödl-Hütte Das Wetter ist wieder etwas zweifelhaft, leichte Regenschauer sind zu erwarten. Daher verwerfen wir unseren ursprünglichen Plan, die Hochwildstelle zu überschreiten, steigen stattdessen auf dem Höfersteig direkt zur Neualmscharte hoch. Oben ein paar Regentropfen, dann verziehen sich die Wolken wieder, und wir gelangen vollends trocken am Obersee und am Hüttensee vorbei zur Hans-Wödl-Hütte. Im Vergleich zu den stark frequentierten großen Hütten an den Hauptwanderrouten – Ignaz-Mattis, Keinprecht, Golling, Preintaler – ist es dort angenehm ruhig, die Zahl der Übernachtungsgäste ist überschaubar.

Über den Höchstein und auf dem Planai-Höhenweg nach Schladming Angenehm ruhig ist es auch am nächsten Tag auf der Aufstiegsroute zum Höchstein – wir sind die einzigen, die von der Hütte dorthin starten. Bergwald und Almwiesen, zuletzt Fels und Steine, dann ist der Höchstein-Gipfel erreicht. Der Abstieg zur anderen Seite ist auch erst mal recht steinig, dann kommen wir wieder auf Almwiesen, zwischendurch hie und da kurze Passagen durch steile Steinkare. Schließlich erreichen wir den Planai-Höhenweg, der die Planai-Bergstation mit der Preintaler Hütte verbindet. Ab hier hatten wir mehr Publikum erwartet, aber es bleibt – trotz gutem Wanderwetter und Wochenende – angenehm einsam. Möglicherweise ist die Charakterisierung des Wegs in der Schladming-Werbung etwas abschreckend: »Der Planai Höhenweg ist eine der herausforderndsten alpinen Wanderungen in den Schladminger Tauern. Entlang schmaler Wege und teils stark ausgesetzt führt der Weg vom bekannten Skiberg zur Preintalerhütte«. Naja, als Höhenweg, der in steilem Wiesengelände etwas unterhalb der Gipfel des Höhenzuges verläuft, erfordert der Weg natürlich schon etwas Konzentration und einigermaßen trittsicheres Gehen.
Im Umfeld der Bergstation der Planai-Bahn wird es dann deutlich belebter, insbesondere, als wir auf den Weg zum Krahbergzinken kommen. Von der Bergstation aus ist das eine beliebte Halbtagestour, die keine besonderen konditionellen oder technischen Ansprüche stellt.
An der Bergbahn ist dann die Ruhe endgültig vorbei: Das Planai-Gebiet in Schladming ist in den vergangenen Jahren zu einer der österreichischen Top-Destinationen für Mountain-Biker geworden. Zwischen den Skipisten führen diverse Down-Hill-Strecken ins Tal, und die Bergbahn-Gondeln sind so umgebaut, dass mit jeder Gondel auch noch zwei MTBs aufwärts befördert werden können.