Auf dem Paneuropa-Radweg von Heidelberg nach Prag [ 22.06. – 30.06.2013 ]
Der 2008 eröffnete Paneuropa-Radweg verbindet auf gut 1500 km die beiden Hauptstädte Paris und Prag miteinander. Wir durchradelten auf dieser Tour seine östliche Hälfte durch Süddeutschland und Tschechien.
Startpunkt war Heidelberg, per Bahn von Norddeutschland aus zügig erreichbar. Bis Heilbronn fuhren wir das Neckartal aufwärts, ab da wurde es hügeliger, denn die Hohenloher Ebene und die Haller Ebene sind trotz ihres Namens von zahlreichen tief eingegrabenen Flusstälern durchschnitten. Über Rothenburg ob der Tauber und Nürnberg ging's zur deutsch-tschechischen Grenze im Oberpfälzer Wald, über Pilsen dann weiter nach Prag.
Am Vorabend der Tour waren wir mit der Bahn nach Heidelberg gefahren und hatten dort übernachtet; so können wir gleich nach dem Frühstück dort los. Eine kurze Sightseeing-Runde durch die Heidelberger Innenstadt, dann folgen wir den Flussschleifen des Neckars, der sich hier zwischen Odenwald und Kraichgau eingegraben hat. Vorbei an zahlreichen Burgen, die meist an ehemals strategisch wichtigen Punkten über dem Tal liegen, und durch malerische alte Städtchen erreichen wir Heilbronn.
In Heilbronn müssen wir leider das bequeme Tal verlassen, östlich der Stadt wird die Strecke hügeliger. Über Weinsberg, Öhringen, Neuenstein und Waldenburg radeln wir, meist auf kleinen Nebenstraßen, teilweise auch auf Landwirtschafts- und Forstwegen, nach Schwäbisch Hall. Auch hier unterwegs wieder einige Burgen – wenig erstaunlich, denn der Paneuroparadweg ist auf diesem Teilstück identisch mit dem Radweg »Burgenstraße«. Wir sind rasch in Schwäbisch Hall und haben so am Nachmittag noch ausgiebig Zeit für einen Spaziergang mit Enkel David.
Nach einer schnellen Stadtrunde durch Schwäbisch Hall können wir noch kurz im Kochertal flussabwärts radeln, dann fordert uns ein kräftiger Anstieg aus dem Tal auf die Haller Ebene. Aber nicht nur der Kocher, sondern auch die Jagst hat sich tief in die ansonsten relativ Hochebene eingeschnitten. So erfreut uns zwar eine rasante Abfahrt in deren Tal, aber auf der anderen Talseite folgt sofort der Anstieg zum Schloss Langenburg. Das Gleiche an der Tauber. Da liegt »Ob der Tauber« dann Rothenburg mit seinem weitgehend noch intakten mittelalterlichen Ortskern. Zwar (noch) nicht UNESCO-Welterbe, aber dennoch Ziel zahlreicher Touris aus dem In- und Ausland. Auch wir nehmen uns natürlich Zeit für einen Rundgang durch die Altstadt und auf der alten Stadtmauer.
Nicht weit von Rothenburg wird die Strecke dann wieder flacher, von Unternbibert bis Zirndorf bei Nürnberg nutzt der Radweg die ehemalige Bahntrasse der Bibertbahn. So erreichen wir mit stets leichtem Gefälle am Bach entlang zügig Nürnberg und haben dort Zeit, durch die Stadt zu flanieren und uns einige »Must-See«s anzusehen. Wie beispielsweise den Hauptmarkt mit dem Schönen Brunnen und der Frauenkirche oder die Kaiserburg oberhalb der Stadt. Selbstverständlich auch Hans Sachs und Albrecht Dürer, die großen Söhne der Stadt.
Von Nürnberg radeln wir ostwärts ein Stück an der Pegnitz entlang und kommen in die Oberpfalz. Inzwischen macht mein Antrieb immer mehr Probleme, die Kette springt über, wenn man mit Kraft tritt – Kette und Kassette sind fällig. In Hartmannshof, einem kleinen Teilort von Pommelsbrunn kurz hinter Hersbruck, finden wir ein kleines Fahrradgeschäft an der Straßenecke: Radsport Müller. Sie können es kurzfristig reparieren, wir gönnen uns derweil ein zweites Frühstück in einem der beiden Läden im Ort. Mit neuem Antrieb geht es deutlich lockerer weiter. Über Sulzbach-Rosenberg, mit der Maxhütte einst bedeutender Standort der bayrischen Stahlindustrie, erreichen wir Hirschau im größten Kaolinabbaugebiet Deutschlands. Das dort abgebaute Kaolin ist die Grundlage für die Porzellanindustrie in der Umgebung, beispielsweise in Weiden. Schon von weitem zu sehen ist die 120 m hohe weiße Abraumhalde, auf der der bei der Kaolingewinnung anfallende Quarzsand deponiert wird. Dieser Monte Kaolino ist seit einigen Jahren Zentrum eines riesigen Freizeitparks mit Campingplatz, Strandbad, Sandskistrecke, Sommerrodelbahn und, und, und ...
Über Weiden fahren wir im Tal der Waldnaab nach Neustadt an der Waldnaab. Dort erwartet uns – verkehrsarm, steigungsarm, gut ausgebaut – eine weitere Bahnradroute, der Bockl-Radweg bis Eslarn. Von dort ist es dann nicht mehr weit bis zur deutsch-tschechischen Grenze. In Tschechien geht es erst mal durch den tschechischen Teil des Oberpfälzer Waldes, dann auf kleinen, wenig befahrenen Straßen durch Felder und Wiesen mit nur wenig Infrastruktur. In Kladruby mit seinem imposanten Kloster finden wir endlich einen kleinen Gasthof, die Wirtin spricht allerdings weder Englisch noch Deutsch, und wir natürlich auch kein Tschechisch. Mit Gesten können wir uns jedoch soweit verständigen, dass wir über Nacht bleiben können und auch noch was zum Abendessen bekommen.
Kurz hinter Kladruby schauen wir uns Stříbro an, das im Spätmittelalter ein Zentrum des westböhmischen Silberbergbaus war. Den anschließenden zwar landschaftlich schönen, aber doch etwas »rustikalen« Abschnitt durch die Schlucht der Mže ersparen wir uns, nehmen stattdessen die Landstraße bis Pilsen. Dort rasten wir einige Zeit am Marktplatz, steigen auch auf den Turm der St. Bartholomäus Kathedrale. Weite Sicht nach allen Seiten und nach unten auf die schönen Fassaden, die den Platz umgeben. Am Nachmittag fahren wir weiter bis Hořovice, wo es ein großes Hotel – Zelený Strom – gibt, in dem wir problemlos Platz finden.
Weiter über meist kleine Landstraßen bis zur Burg Karlštejn. Die scheint für Tschechien das zu sein was für Deutschland Neuschwanstein ist. Touristenmassen, die die Burg besichtigen – wir natürlich auch. Ein wenig warten, dann gibt's ne englischsprachige Führung, die somit auch für uns geeignet ist. Am Nachmittag fahren wir zuerst durchs Tal der Berounka, bis die in die Moldau mündet. Am Moldau-Ufer entlang dann auf recht belebtem Radweg bis Prag. Hie und da durch die Schäden des letzten Hochwassers etwas unwegsam.
In Prag lassen wir Räder und Gepäck im Hotel und machen uns zu Fuß auf. Durch die Altstadt am Rathaus mit seinem Uhrturm vorbei, über die Karlsbrücke, dann hoch zur Burg. Ausgiebige Besichtigung des ganzen Areals mit Veitsdom, Wenzelssaal, St.-Georgs-Basilika, Goldenes Gässchen, Palais Schwarzenberg. Rückweg am Wallensteinpalais mit seinem großen Garten und am Rudolfinum vorbei, kurz durch das jüdische Viertel und über den Wenzelsplatz wieder zum Hotel. Mit dem Nachtzug über Dresden nach Hause.