Durch die Stubaier Alpen [ 06.09. – 10.09.2018 ]
Aus dem vielbesuchten Stubaital ins einsame Pflerschtal führte uns diese
Höhenwanderung entlang des Stubaier Grenzkamms.
Wir starten an der Dresdner Hütte, steigen über den Wilden Freiger zum Becherhaus auf und
kommen über die Rotgratscharte ins Stubaital zurück.
Über die Bremer Scharte erreichen wir wieder italienisches Gebiet, folgen dort dem Pflerscher Höhenweg und
queren schließlich nochmals den Grenzkamm, um ins Obernbergtal zu gelangen.
[ Landkarte mit den Tagesetappen ]
Der ÖBB-NightJet hatte uns über Nacht bis Innsbruck gebracht, mit Bus und Gletscherbahn fahren wir von dort weiter ins Stubaital und hoch zur Dresdner Hütte. Das Wetter ist gut, und so können wir zur Sulzenauhütte die Variante über den Großen Trögler nehmen. Einige Höhenmeter Aufstieg, oben die herrliche Aussicht auf Zuckerhütl, Pfaff und Freiger. Im Abstieg dann einige Stellen, an denen man „die Hände aus den Taschen“ nehmen muss. Die Sulzenauhütte ist gut besucht, aber wir haben Glück und bekommen ein Zimmer für uns.
Die Vorhersage für heute bestätigt sich leider: volle Bewölkung, Nebel und leichter Nieselregen. Glücklicherweise ist es nicht zu kalt; somit können wir davon ausgehen, dass der Grat am Freiger nicht vereist ist, und folgen unserem Plan, zum Becherhaus zu gehen. Stetig aufwärts geht es am Grünausee vorbei zur Seescharte – zunächst noch schneefrei. Weiter oben liegt dann Schnee, und wir sind froh, dass kurz vor uns noch zwei den Weg über den Freiger gegangen sind, an ihren Spuren können wir uns recht gut orientieren. Oben stehen wir im Nebel, daher ersparen wir uns den kurzen Abstecher zum Gipfelkreuz und gehen über den Signalgipfel direkt zum Becherhaus. Der Wirt freut sich über Gäste, die bei diesem Wetter zu ihm kommen und spendiert uns erst mal einen Schnaps...
Vom Becherhaus geht es recht steil über einen gut versicherten Steig talwärts, morgendlich kalt, daher noch einige kleinere eisige Stellen. Wir folgen zunächst dem Hüttenweg, nehmen dann den Pfad zur Nürnberger Hütte, zunächst angenehm über Gletscherschliff, dann recht steinig bis in die Rotgratscharte auf gut 3000. Auf der Nordseite sind noch kleinere Schneereste auf dem steil hinabführenden Steig, die aber nicht sonderlich stören. Aus Zeitgründen verzichten wir auf Rast und Stärkung an der Nürnberger Hütte, gehen gleich weiter Richtung Bremer Hütte. Der Weg – wieder ein Stück des Stubaier Höhenwegs – führt zunächst ein Stück abwärts zum Langentalbach, nach dessen Querung geht es dann stetig bergauf. Wir passieren das sogenannte »Paradies«, eine aufgeschwemmte Ebene mit viel Wollgras, durch die der Bach mäandert. Schließlich erreichen wir das Simmingjöchl, an dem eine Bank vor einer alten Zollhütte zur Rast auffordert. »Der Abstieg auf der Ostseite beginnt mit einer grimmig steilen gesicherten Rinne«, so beschreibt das Bergsteiger-Magazin den Weiterweg hier. Naja. Im weiteren Verlauf dann ein schöner Bergweg bis zur Bremer Hütte.
Bei der Überschreitung des Grenzkamms von der Bremer zur Magdeburger Hütte musste früher der Simmingferner gequert werden, Gletscherausrüstung wurde benötigt. Inzwischen ist der Weg völlig gletscherfrei, wird wegen häufiger Bergstürze jedoch oft neu gelegt und ist dadurch noch recht steinschlagintensiv. Auf der Magdeburger Hütte, die heute (Sonntag) von Tagesgästen gut besucht ist, genießen wir Kaffee und Kuchen, bevor wir uns auf den Weiterweg machen. Über viel Schotter geht es in die Höhe, am Fuß der Weißwandspitze vorbei zum Hohen Zahn (2924 m). Hier ist der Weg teilweise sehr gut treppenartig ausgebaut und wir erreichen dadurch zügig unser heutiges Tagesziel, die Tribulaunhütte am Sandessee, über der sehr eindrucksvoll der Pflerscher Tribulaun aufragt.
Von der Hütte wandern wir zunächst auf dem Hüttenweg ein Stück talwärts, dann biegt der »Pflerscher Höhenweg« davon ab. Ein eindrucksvoller, teilweise recht ausgesetzter Pfad an den Steilwänden der südlichen Talseite des Pflerschtals entlang. An kritischen Stellen immer mit guten Seilsicherungen führt er am Pflerscher Tribulaun und an der Rotspitze vorbei, am Schluss als schöner Wiesenweg bis zum Portjoch. Völlig einsam – unterwegs begegnen uns nur Steinböcke, Schafe, ein paar Kletterstellen und jede Menge Heidelbeeren. Vom Portjoch geht es schließlich auf der österreichischen Seite über Almwiesen und durch lichten Wald zum Obernberger See und weiter zum Postbus in Obernberg. Jetzt auf bequemen Forstwegen, Spaziergänger-geeignet und daher auch entsprechend frequentiert.