Karwendeldurchquerung [ 18.09. – 22.09.2015 ]
In Norden von Innsbruck – zwischen Inntal und Isartal – liegt die Gebirgsgruppe des Karwendel, ein Teil der Nördlichen Kalkalpen. Wir durchquerten auf einer fünftägigen Hüttenrunde von Seefeld nach Scharnitz seinen südwestlichen Teil: Hoch über Innsbruck an der Nordkette entlang, vorbei an den Isarquellen und schließlich über den höchsten Gipfel des Karwendel, die Birkkarspitze.
[ Landkarte mit den Tagesetappen ]
18.09. Seefeld – Freiunger Höhenweg – Solsteinhaus: Mit dem Nachtzug waren wir nach München gefahren, von da geht es mit dem Regionalzug über Garmisch nach Seefeld. Mit der Standseilbahn und weiter mit der Härmeleskopfbahn hoch bis auf gut 2000, dann beginnt die eigentliche Wanderung. Unterhalb des Reither Kopfes entlang zunächst zur Nördlinger Hütte, dann auf dem teilweise seilversicherten, bisweilen auch etwas ausgesetzten Freiunger Höhenweg zum Solsteinhaus. Trotz einiger (leichterer) Klettereien kommen wir zügig durch und brauchen bei weitem nicht die Zeit, die in diversen Beschreibungen veranschlagt wird.
19.09. Solsteinhaus – Frau-Hitt-Sattel – Vordere Brandjochspitze – Höttinger Alm: Vom Solsteinhaus ein Stück talwärts den Kristenbach entlang, dann nehmen wir der Gipfelstürmerweg, der – fast stetig ansteigend – zum Frau-Hitt-Sattel führt. Wir sind gut in der Zeit, daher steigen wir noch auf die Vordere Brandjochspitze (2559 m). Gut versichert, schöne Gratstellen, ein paar Kleinigkeiten zum Klettern, der Umweg lohnt sich. Die Aussicht oben ist allerdings sehr eingeschränkt, ringsum Wolken. Wieder runter und weiter ins Tal führt uns ein bisweilen steiler Pfad zur Höttinger Alm, die auf einer schönen Aussichtsterrasse hoch über Innsbruck liegt. Aber auch das Inntal ist weitgehend von Wolken bedeckt. Am Nachmittag sind noch einige Mountain-Biker im Gasthaus, abends sind wir die einzigen Gäste.
20.09. Höttinger Alm – Pfeishütte – Stempeljoch – Hallerangerhaus: Zur Bodenstein-Alm steigt der Weg noch wenig an, ab da mäandert er sich am Südhang zum Hafelekar hoch. Wir biegen Richtung Gleirschjöchl ab, treffen da auf den Goethe-Weg, einen breiten Wanderweg, der auf etwa 2000 m Höhe an der Nordkette entlang führt. Die sonst sicher wunderschöne Aussicht auf das Inntal wird heute leider durch dicke Wolken verhindert. Über die Mühlkarscharte (2243 m) und die Mandlscharte (2280 m) führt uns der Weg vom Inntal weg zur Pfeishütte. Die Hüttenwirtin dort freut sich über die Abwechslung, wir sind heute tagsüber wohl die einzigen Gäste. In auf dieser Seite angenehmer Steigung geht es zum Stempeljoch (2215 m) hoch, auf der anderen Seite dann aber steil und steinig bergab. Weiter auf dem Wilde-Bande-Steig, dann über das Lafatscher Joch (2080 m) zum Hallerangerhaus. Auch hier ist wenig los, außer uns nur ein weiterer Gast; der Hüttenwirt ist ins Tal gefahren, hat die Hütte für heute einem Ferienjobber überlassen.
21.09. Hallerangerhaus – Birkkarspitze – Karwendelhaus: Wunderschönes Wetter heute – wir gehen zunächst ein Stück talwärts am Lafatscherbach entlang, etwa bis zum offiziellen Isar-Ursprung. Kurz nach der Kastenalm, auf 1200 m Höhe, verlassen wir den bequemen Forstweg, wandern auf schmalem Pfad wieder bergauf. Hoch über der Birkkarklamm führt der Weg aufwärts, schließlich verbreitert sich das Kar in einen flachen Talboden, bevor es wieder steiler aufwärts geht. Wir erreichen die Birkkar-Schutzhütte am Schlauchkar-Sattel, lassen da unsere Rucksäcke, steigen zur Birkkarspitze auf 2749 m hoch, dem höchsten Gipfel des Karwendel. Weite Aussicht heute, im Westen direkt vor uns die Ödkarspitzen und dahinter das Zugspitzmassiv, im Osten unter uns die Laliderer-Wände, dahinter die schneebedeckten Ostalpen-Dreitausender. Wir reißen uns los, haben ja noch den Weg zum Karwendelhaus vor uns. Im oberen Teil des Schlauchkars liegt 10 cm Schnee, der aber, da gut durchgefroren, angenehm zu gehen ist. So erreichen wir das Karwendelhaus schneller als gedacht. Dort ist wieder ein wenig mehr los als auf den Hütten der vergangenen Tage, Mountain-Biker aus dem Tal, Weitwanderer auf der Via Alpina und auf dem Adlerweg sind über Nacht hier.
22.09. Karwendelhaus – Breitgriesscharte – Pleisenhütte – Scharnitz: Noch ein schöner Tag heute, so können wir wie geplant auf dem Toni-Gaugg-Höhenweg zur Pleisenhütte gehen. Zunächst den Weg entlang, den wir gestern gekommen sind, dann auf dem Brendelsteig steil aufwärts durch eine von weitem unbegehbar scheinende Felswand zur Nördlichen Ödkarscharte auf dem Bergrücken, der das Marxenkar vom Schlauchkar trennt. Von da steil runter ins Marxenkar, das wir zur Seekarscharte queren. Weiter führt der Weg zur Breitgrieskarscharte, in dem ein zur Biwakschachtel umgebauter Wohnwagenaufbau steht. Hier haben wir die Hälfte des Höhenwegs hinter uns. Kurz danach begegnen wir zwei Wanderern, die von der Pleisenhütte losgegangen sind; wir vier sind offensichtlich die einzigen, die heute auf dem Höhenweg unterwegs sind. Unterhalb der Breitgrieskarspitze erreichen wir den höchsten Punkt des Toni-Gaugg-Steigs auf etwa 2500 m. Der Weg führt danach auf einem Band die Felswand entlang, schließlich abwärts ins Hinterkar, steil und steinig. Durch eine flache Mulde, dann wieder steiler, an Schutthängen entlang kommen wir tiefer und tiefer, bis der Latschenbewuchs anfängt und der Pfad angenehmer wird. Lange Pause auf der Pleisenhütte bei Kaffee und Kuchen, dann steigen wir vollends nach Scharnitz ab.