Durch die Holsteinische Schweiz zur Ostsee: Osnabrück – Kiel – Flensburg – Hamburg [ 30.05. – 06.06.2020 ]
Eine Radrunde durch den Osten Schleswig-Holsteins, das hatten wir uns schon länger vorgenommen, aber bisher nicht realisiert. Vier Tage ab Hamburg, gut geeignet für ein Brückentagswochenende. Als dann, zum Pfingstwochenende 2020, nach dem Corona-Lockdown die Einschränkungen für Hotels auch in Niedersachsen gelockert werden, entscheiden wir uns, die Tour auf eine gute Woche auszudehnen und gleich in Osnabrück zu starten. Auf ziemlich direkter Route fahren wir zur Elbe und weiter in die Holsteinische Schweiz, ab dort an der Ostseeküste entlang bis zur Flensburger Förde, von Flensburg dann wieder relativ direkt nach Hamburg und von da mit der Bahn nach Hause.
Trotz der ersten Lockerungen war für uns die Situation in Hotels und Gaststätten bis direkt vor Tourbeginn noch reichlich unklar. Da außerdem für die Pfingstwoche mit erhöhter Nachfrage zu rechnen war, buchten wir vorsichtshalber alle Unterkünfte im Voraus, legten dadurch natürlich auch schon unsere Tagesstrecken fest. Als Etappenorte für die Zwischenübernachtungen hatten wir uns Wildeshausen, Bremervörde, Bad Bramstedt, Malente, Kiel, Bonsberg an der Geltinger Bucht und Rendsburg ausgesucht.
Von Osnabrück aus radeln wir im Hasetal bis zum Alfsee, vermeiden so alle Steigungen. Auch der weitere Verlauf ist flach, auf kleinen Landstraßen erreichen wir Dinklage und passieren Vechta. Erst in der Wildeshauser Geest erwarten uns erste minimale Anstiege. Dort besuchen wir die »Visbeker Braut«, ein mächtiges Großsteingrab aus der Jungsteinzeit, bevor wir an unserem ersten Tagesziel, Wildeshausen, ankommen.
Die Fähre Lemwerder-Vegesack bringt uns am nächsten Tag über die Weser, anschließend fahren wir durch‘s Teufelsmoor auf den einzigen Hügel dort, nach Worpswede. Es ist Pfingstsonntag und wundervolles Wetter, entsprechend groß ist der Auftrieb. Wir schauen uns kurz um, bewundern ein paar ausgestellte Skulpturen, verzichten aber auf einen Cafébesuch. Den hoffen wir an der Kreuzkuhle, einem ehemaligen Torfschiffhafen am Oste-Hamme-Kanal, nachholen zu können. Dort ist jedoch – durch Corona bedingt – leider noch geschlossen. So halten wir uns an unser leckeres selbstgebackenes Bananenbrot.
Ab Bremervörde mäandern wir uns auf dem Oste-Radweg ein Stück an der Oste entlang. Diese überqueren wir schließlich auf einem »technischen Kulturdenkmal«, der Schwebefähre Osten-Hemmoor. Diese war anfangs des 20. Jahrhunderts gebaut worden und beförderte bis zur Fertigstellung einer Straßenbrücke im Jahr 1974 auch Autos über die Oste. Seither wird sie nur noch für touristische Zwecke von einem eigens dafür gegründeten Verein weiter betrieben. Von der Oste radeln wir an der B 495 entlang durch‘s Kehdinger Land zur Niederelbe. Dort an der Fähre nach Glückstadt ist reichlich Betrieb, es sind auch schon viele Wohnmobile und Wohnwagen unterwegs. Als Fahrradfahrer kommt man natürlich sofort mit und braucht nicht zu warten. Auf der Überfahrt fällt am Horizont die Skyline des Brokdorfer AKWs auf, daneben aber auch eine Vielzahl von Windkraftanlagen – Energieversorgung gestern und heute. Jenseits der Elbe ist dann Schleswig-Holstein erreicht, und es geht über Bad Bramstedt weiter zur Holsteinischen Schweiz.
Dort ist die Landschaft deutlich abwechslungsreicher als bisher, die durch die letzte Eiszeit geformte Jungmoränenlandschaft ist durch zahlreiche niedrige Hügel gegliedert, zwischen denen sich eine Vielzahl von Seen gebildet hat. Wir fahren auf kleinen Landstraßen nach Bad Segeberg am Großen Segeberger See, nehmen von dort die Trasse der ehemaligen Kleinbahn Segeberg-Kiel bis Blunk und kommen über Seedorf zum Großen Plöner See. An dessen Ufer entlang führt eine Radtrasse über Schotter- und Waldwege nordwärts, die wir kurz vor Plön wieder verlassen, um Eutin anzusteuern. Von dort radeln wir am Kellersee entlang nach Malente am Dieksee.
Zunächst flach am Nordufer des Kellersees entlang, dann wieder etwas hügelig, fahren wir weiter Richtung Ostseeküste. Selbstverständlich lassen wir uns unterwegs den höchsten Gipfel Schleswig-Holsteins nicht entgehen. Ein kleiner Abstecher auf einem Schotterweg, dann ein kurzer Wiesentrail, und wir stehen mit unseren Rädern auf dem Bungsberg, der mit seinen 168 Metern allerdings keine wirkliche Herausforderung ist. Bei Hohwacht erreichen wir die Ostsee, ab da folgen wir auf dem Ostseeradweg der Küstenlinie. Noch ist dort wenig Betrieb an den Badestränden, die Saison beginnt wohl erst so langsam. Am Marineehrenmal von Laboe vorbei, entlang der Förde, kommen wir schließlich nach Kiel, wo uns am Spätnachmittag noch Zeit für einen ausgedehnten Bummel durch die Innenstadt bleibt.
Nördlich von Kiel überqueren wir den Nord-Ostsee-Kanal über die Holtenauer Hochbrücke. Dort, aus rund 50 Meter Höhe, eröffnet sich eine herrlich weite Aussicht auf Kanal, Holtenauer Schleusen und Kieler Förde. Wieder zurück auf Meereshöhe schauen wir uns das Olympiazentrum Schilksee an, ein Komplex aus riesigem Yachthafen und zugehörigen Wohngebäuden. Ein paar einsame 49er werden gerade ins Wasser geschoben, ansonsten ist – wohl auch durch Corona bedingt – wenig los. Auf der Weiterfahrt nach Norden kommen wir durch traditionsreiche Marine- und Fischerhäfen, Eckernförde und Kappeln, und passieren das inzwischen zu einem riesigen Urlaubs-Resort ausgebaute Damp. Der Ostseeradweg verläuft hier meist auf kleinen Nebenstraßen, im Bereich der Geltinger Bucht teilweise auch auf Sand- und Kieswegen direkt am Strand.
Kurz vor Glücksburg sind wir am nördlichsten Punkt unserer Tour, der Halbinsel Holnis. Hier ist Dänemark in »greifbarer« Nähe, die Flensburger Förde ist dort nur etwa zwei Kilometer breit. Mit Glücksburg und seinem malerisch gelegenen Wasserschloss haben wir auch die nördlichste Stadt und das nördlichste Schloss Deutschlands erreicht. Schnell sind wir von dort in Flensburg, am westlichsten Punkt der Ostsee, dem Ende der Flensburger Förde. Von dort fahren wir südwärts durch die relativ konturlose Mitte Schleswig-Holsteins. Felder, Wiesen und Wälder wechseln sich ab, dazwischen immer wieder ein kleines Dorf. Sehenswerte Highlights sind die Städte unterwegs, Schleswig mit seiner Altstadt, der Fischersiedlung Holm und dem Schloss Gottorf sowie Rendsburg mit der Altstadt und dem Nord-Ostsee-Kanal.
Bis Quickborn halten wir uns haupsächlich an die gut ausgebauten Landstraßen, auf denen relativ wenig Verkehr ist – den Hauptverkehr in Nord-Süd-Richtung nimmt wohl die parallel verlaufende A7 auf. Durch den Nordwesten Hamburgs weichen wir dann wieder auf kleinere Straßen und Radwege aus. Am Bahnhof Altona endet die Radtour, die Bahn bringt uns von dort nach Hause.