Saale & Erzgebirge: Von Magdeburg über Karlsbad nach Dresden [ 14.06. – 22.06.2014 ]
Fluss-Radwege sind naturgemäß meist relativ steigungsarm und wenig abwechslungsreich. Nicht so der Saale-Radweg – wegen seiner vielen Anstiege, insbesondere am Oberlauf der Saale, gilt er als »einer der anspruchsvollsten Fluss-Radwege Deutschlands« (Wikipedia). Das wollten wir uns anschauen.
Auf unserer Tour starteten wir in Magdeburg und fuhren – nach einem kurzen Stück an der Elbe bis zur Saalemündung – auf dem Saale-Radweg über Halle, Jena und Hof bis zur Saalequelle im Fichtelgebirge. Wechselten dort nach Tschechien und radelten an der Eger entlang zum Westböhmischen Bäderdreieck. Im weiteren Verlauf dann auf den Erzgebigskamm hoch, auf diesem ein Stück entlang und schließlich wieder talwärts nach Dresden.
Prolog - Bahnfahrt nach Magdeburg: Dort wollen wir uns am Vorabend treffen
und über Nacht bleiben, um am ersten Radeltag möglichst früh starten zu können.
Ich fahr' von Osnabrück schon am frühen Nachmittag los, Silke von Essen aus am Spätnachmittag.
Unwetterbedingt ist allerdings der Essener Halt von Silkes IC gestrichen. Die Essener Bahnauskunft
empfielt, mit dem Nahverkehr nach Düsseldorf zu fahren, dort werde der IC noch erreicht.
Ist aber leider schon weg. Empfehlung in Düsseldorf, mit dem Nahverkehr nach Hamm zu fahren,
dort werde der IC noch erreicht. Leider auch nicht. Die Bahn spendiert eine Übernachtung in Hamm
und vermerkt auf dem Fahrschein, dass Silke mit dem ersten IC am nächsten Tag nach Magdeburg
fahren darf. Das geht bis Hannover gut. Dort fühlt sich jedoch der Zugchef offensichtlich in
seiner Autorität eingeschränkt und lässt sie
mit Hilfe der Bundespolizei aus dem Zug entfernen . . .
Verspätetes, doch noch glückliches Ende der Odyssee: Bei einer Radelgruppe im nachfolgenden IC
ist eine Radlerin ausgefallen, deren reservierter Stellplatz ist dadurch frei geworden.
So wird es leider nichts mit dem ganz frühen Aufbrechen, stattdessen habe ich Zeit, mir die Innenstadt von Magdeburg ein wenig anzuschauen. Kurz nach elf kommen wir schließlich in Magdeburg los. Die Elbe aufwärts bis Barby, wo wir an der Saalemündung vorbei schauen, dann immer die Saale entlang bis Halle. Unterwegs schauen wir uns in Bernburg die Stadt und das Schloss etwas genauer an, ansonsten kaum Pausen. Kurz nach sieben sind wir in Halle, wo wir über Nacht bleiben.
Am nächsten Morgen schauen wir uns zunächst Halle näher an, Marktplatz, Händelhaus, Moritzburg, Dom, dann geht es weiter die Saale aufwärts an Schkopau vorbei nach Merseburg, für das wir uns wieder etwas Zeit nehmen. Bad Dürrenberg mit dem größten Gradierwerk Deutschlands, Schönburg, die Unstrut-Mündung, Naumburg folgen ohne größere Aufenthalte, in Dornburg bleiben wir über Nacht, bekommen dort grade noch was zum Abendessen.
Kurze Visite der drei Dornburger Schlösser, weiter nach Jena – Marktplatz, Jentower, Schillers Gartenhaus. Vorbei an der Leuchtenburg, an der Eutersdorfer Hängebrücke und Rudolstadt geht es nach Saalfeld. Von dort fahren wir noch ein kurzes Stück, am Pumpspeicherkraftwerk Hohenwarte vorbei, nach Lothramühle, wo wir übernachten.
Es wird hügeliger, da das Saaletal enger wird. Immer wieder seitlich hoch und wieder runter zu einem der Saale-Stauseen. Zwischendurch mal mit der Mühlenfähre über einen der Seen. Hoch zu Schloss Burgk, schöne Aussicht dort vom Saaleturm aus, und weiter über Saalburg und Saaldorf nach Blankenstein am Beginn des Rennsteigs. Wir fahren von da noch bis Joditz, wo Jean Paul einen Teil seiner Kindheit verbrachte, und bleiben dort über Nacht.
Wir radeln weiter an der Saale entlang nach Hof, das wir uns ein wenig anschauen. Anschließend geht es das Fichtelgebirge hoch über Schwarzenbach und Zell zur Saalequelle auf etwa 700 m. Danach eine kurze Schiebestrecke vollends den Berg hoch, dann geht es wieder talwärts zur Eger und das Egertal entlang. Über Hohenberg mit seiner Burg nach Schirnding, kurz danach auf dem Radweg über die grüne Grenze nach Tschechien und weiter nach Cheb (ehemals: Eger).
Wir sind nun im Westböhmischen Bäderdreieck, fahren zunächst nordwärts ins nahe gelegene Franzensbad, eine wunderschöne alte Kurstadt. Verschiedene Quellen entspringen hier und können in den Kurhäusern gekostet werden. Von Franzensbad geht es zur Eger, ostwärts meist dieser folgend, über Loket und an der Felsformation der Svatošské Skály vorbei, nach Karlsbad. Der komplette Gegensatz zu Franzensbad, eine große Stadt mit etwa 50000 Einwohnern und daneben der Kurort – eng bebaut mit vielen Hotels, die Fassaden meist im klassischen Stil. Russisch dominiert, zumindest was die Besitzer anbetrifft (zwei Drittel befinden sich im Besitz russischer Investoren), und mit internationalem Publikum. Auch dort probieren einige der vielen Quellen des Kurorts.
Der nächste Tag ist leider etwas regnerisch; auf recht guten Nebenstraßen fahren wir zum Kamm des Erzgebirges hoch. Unseren höchsten Punkt erreichen wir mit gut 1000 m, wegen des Wetters ersparen wir uns Klínovec, Oberwiesenthal oder Fichtelberg. Auf der tschechischen Seite des Kamms entlang geht es auf guten, sehr verkehrsarmen Straßen weiter nordostwärts. Wir kommen am Stausee von Přísečnice vorbei und landen schließlich nach anstrengender Fahrt in Deutschneudorf, wo wir im »Alten Pauls Hof« über Nacht bleiben.
Nach einem Abstecher zum Kurort und »Spielzeugdorf« Seiffen fahren wir wieder auf die tschechische Seite und weiter den Kammweg entlang. Es geht über den Damm der Talsperre Fláje, die als Trinkwasserreservoir für den Bezirk Most dient, und am alten Grenzübergang Zinnwald-Georgenfeld vorbei. Wir bleiben noch ein Stück auf tschechischer Seite, finden über einen einsamen Wiesenweg nach Sachsen ins Müglitztal. Der Grenzpfahl dort trägt noch die Aufschrift »Republika Československá«, offensichtlich ein Überbleibsel vergangener Zeiten. Auf flotter Straße geht es dann das Müglitztal abwärts über Lauenstein und Glashütte bis zur Mündung in die Elbe bei Heidenau. Auf dem Elberadweg schließlich bis Dresden.
Dort haben wir noch einen halben Tag Zeit für die Stadt – Zwinger, Hofkirche, Stadtschloss, Frauenkirche – trotz der vielen Touristen einfach schön und eindrucksvoll. Am Nachmittag geht es dann mit der Bahn nach Hause – diesmal ohne Komplikationen.